Trends und Megatrends aus Ingenieurs-Sicht

von Bert Miecznik, Oliver Mayer, Bruno Scherb, Jörg Vetter.

Originalfassung vom 14.12.2023

In diesem Artikel wird erörtert, wie Ingenieure Trends als effektive Grundlage für die Erstellung einer F&E-Roadmap und die Strategie eines Unternehmens im Allgemeinen nutzen können.

Zusammenfassung

In diesem Artikel befassen wir uns mit den Konzepten der Trends und des Trendmanagements. Trends sind Verhaltensmuster oder Entwicklungen, die verschiedene Aspekte von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft prägen. Sie geben Aufschluss über die Richtung, in die sich die Dinge bewegen sollten, und können Einzelpersonen und Organisationen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Wir zeigen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Trends und Megatrends auf. Trends sind spezifische Veränderungen oder Muster innerhalb einer bestimmten Branche oder eines bestimmten Verbraucherverhaltens, während Megatrends umfassendere, langfristige Veränderungen sind, die sich über mehrere Sektoren erstrecken. Beide zu verstehen, kann für die Planung und Anpassung an künftige Entwicklungen von Nutzen sein.

Wir erörtern, wie wichtig es ist, die Stichhaltigkeit eines Trends zu bestätigen, um ihn von Fake News unterscheiden zu können. Dazu gehört es, die Glaubwürdigkeit von Quellen zu bewerten, Informationen mit Querverweisen zu versehen, Belege zu berücksichtigen und kritisches kontextuelles Denken anzuwenden.

Wir betonen die Bedeutung von Zukunftsszenarien für das Trendmanagement. Bei Zukunftsszenarien werden einzelne Trends zusammengefasst, um mögliche künftige Ergebnisse und Auswirkungen zu prognostizieren. Sie stellen bestehende Strategien in Frage, zeigen Schwachstellen auf, testen Annahmen und helfen Unternehmen, Risiken und Chancen zu antizipieren. Szenarien stimulieren auch die Innovation und fördern die Anpassungsfähigkeit.

Außerdem heben wir die Bedeutung wissenschaftlicher und öffentlich finanzierter Quellen für das Trendmanagement hervor. Diese Quellen liefern oft relativ glaubwürdiges, objektives und spezialisiertes Wissen. Sie bieten langfristige Perspektiven, zuverlässige Daten und Transparenz, was sie für die Trendanalyse wertvoll macht.

Wir diskutieren die Nutzung von Verbänden und gesellschaftlichen Gruppen als Quellen für das Trendmanagement. Deren Inhalte können branchenspezifische Einblicke, Nischenexpertise, Einfluss von Interessenvertretern und lokales/regionales Trendverständnis liefern. Je nach Fragestellung kann es mehr oder weniger nützlich sein, auch solche Informationsquellen in die Analyse einzuschließen. Es ist jedoch wichtig, mögliche Verzerrungen, z. B. durch persönliche Interessen, zu berücksichtigen und Informationen aus mehreren Quellen zu überprüfen.

Schließlich gehen wir auf die Inanspruchnahme von privaten Forschungs- und Beratungsunternehmen für das Trendmanagement ein. Zu den Überlegungen gehören Fachwissen, Erfolgsbilanz, Methodik, individuelle Anpassung und unvoreingenommene Analysen. Zusammenarbeit und Kommunikation sind entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen.

Insgesamt geht es beim Trendmanagement darum, Trends zu beobachten, zu analysieren und zu nutzen, um Entscheidungen zu treffen, die Anpassungsfähigkeit zu verbessern und Chancen in einer sich ständig verändernden Welt zu nutzen.

Dieser Artikel ist das Ergebnis der Tätigkeit im VDI-Fachausschuss „Innovationsmethodiken“, dem folgende Experten angehören: Christian Thurnes (Vorsitzender), Robert Adunka, Alexander Czinki, Barbara Gronauer, Claudia Hentschel, Kai Hiltmann, Norbert Huber, Karl Koltze, Claus Lang-Koetz, Pavel Livotov, Oliver Mayer, Bert Miecznik, Horst Nähler, Bruno Scherb, Frank Schnittker, Jörg Vetter.

Kapitel 1 – Trends – Warum sie wichtig sind und was Ingenieure über sie wissen sollten

In diesem ersten Kapitel wird aufgezeigt, warum Ingenieure mit den wichtigsten Trends für zukünftige Entwicklungen vertraut sein sollten. Dies betrifft insbesondere diejenigen Ingenieure, die in F&E-Funktionen von Unternehmen oder Organisationen arbeiten. Wir werden sehen, dass diese Zukunfts- Entwicklungen zumindest bis zu einem gewissen Grad aus bereits bestehenden Trends vorhersehbar sind. Deshalb ist es sehr lohnenswert, sie bei der Entscheidungsfindung eigener Aktivitäten hinsichtlich Ausgestaltung der Zukunft zu berücksichtigen. Ingenieure sollten hierbei eine ganzheitliche Perspektive einnehmen, um Trends sowohl aus dem technischen als auch aus dem (größeren) nichttechnischen Bereich zu berücksichtigen. Wir ergänzen das Kapitel mit einem Vergleich von Trends und Megatrends. Abschließend beleuchten wir empfohlene Maßnahmen zur Sicherzustellung, dass in unsere Entscheidungsfindung einfließende Trends von solider Qualität und nicht von „Fake News“ beeinflusst sind.

1.1 F&E-Aktivitäten sind stets auf die mittelfristige Zukunft ausgerichtet, nicht auf die Gegenwart

Die Forschung und Entwicklung (F&E) von Unternehmen und Organisationen beschäftigt sich mit Objekten, die erst in Zukunft auf den Märkten eingeführt werden sollen. Daher sollten sie in erster Linie auch die mittel- oder sogar langfristige Zukunft dieser Marktumfelder und nicht in primär die Gegenwart im Blick haben. Solche mittel- bis langfristigen F&E-Aktivitäten sollten besonders durch das Streben nach Wissen, Innovation und technologischen Fortschritten angetrieben werden, die langfristige Auswirkungen und transformatives Potenzial haben.

Eine der Hauptmotivationen für die Ausrichtung von F&E auf die Zukunft liegt im stetig voranschreitenden wissenschaftlichen Fortschritt. Wissenschaftliche Forschung zielt darauf ab, unser Verständnis der Welt zu erweitern und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Indem sie ihre F&E-Bemühungen auf diese besseren Verständnisse der Zukunft ausrichten, können Ingenieure dazu beitragen, unerforschte Gebiete zu erkunden, unbeantwortete Fragen zu untersuchen und Theorien und Modelle zu entwickeln, die unser Verständnis von natürlichen und technischen Vorgängen verbessern.

Darüber hinaus sind F&E-Aktivitäten darauf ausgerichtet, künftige Herausforderungen zu bewältigen und den sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Sie zielen vorwiegend darauf ab, aufkommende Probleme zu antizipieren und zu bewältigen. Durch einen zukunftsorientierten Ansatz können die Forscher neuartige Lösungen und Technologien entwickeln, die den sich wandelnden Anforderungen von Gesellschaft und Umwelt gerecht werden und so langfristige Relevanz und Wirkung gewährleisten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die technologische Innovation. F&E-Aktivitäten treiben die Entwicklung neuer Technologien voran, die verschiedene Branchen prägen. Diese Innovationen sind in der Regel auf die Zukunft ausgerichtet, da sie zu ihrer Realisierung zunächst erhebliche Investitionen in Form von Zeit, Ressourcen und Know-how erfordern. Durch die Vorhersage künftiger Trends können sich die F&E-Bemühungen auf die Entwicklung bahnbrechender Fortschritte konzentrieren, die bestehende Technologien übertreffen und den Fortschritt in verschiedenen Bereichen vorantreiben.

Außerdem erfordert der iterative Charakter der wissenschaftlichen Forschung eine vorausschauende Denkweise. F&E-Projekte umfassen oft mehrere Phasen, von der anfänglichen Erkundung bis zur Prototypisierung und Serienreifmachung. Diese iterativen Zyklen brauchen Zeit und erfordern eine Vorausschau auf die künftigen Auswirkungen und potenziellen Anwendungen der Forschungsarbeiten. Indem sie die Zukunft in Betracht ziehen, können Forscher ihre Bemühungen besser ausrichten, Ressourcen effizient zuweisen und robuste Methoden für nachhaltigen Fortschritt entwickeln.

F&E kann neues Wissen aufdecken, innovative Lösungen entwickeln und transformative Fortschritte vorantreiben, die die Welt von morgen gestalten.

1.2 Die Zukunft: Sowohl vorhersehbar als auch überraschend

Bis zu einem gewissen Grad wird die Zukunft durch unvorhersehbare Ereignisse geformt; zum größten Teil und nicht zu weit über eine mittlere Zeitskala hinaus resultiert sie jedoch aus bereits jetzt gut vorhersehbaren Entwicklungen (bzw. Trends)

Unvorhersehbare Ereignisse, die in der Fachsprache auch als „Schwarzer Schwan“ bezeichnet werden, sind unerwartet und haben einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung der Zukunft. Diese Ereignisse, wie beispielsweise Naturkatastrophen, technologische Durchbrüche oder geopolitische Verschiebungen, entstehen oft aufgrund der Komplexität und Vernetzung unserer Welt. Sie können bestehende Entwicklungspfade unterbrechen und neue Möglichkeiten eröffnen, die zuvor nicht vorstellbar waren.

Andererseits spielen aber auch vorhersehbare Entwicklungen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Zukunft. Sie beruhen auf bestehenden Trends, Mustern und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die es uns ermöglichen, künftige Ergebnisse vorherzusagen und zu antizipieren. Diese Entwicklungen ergeben sich aus der wissenschaftlichen Forschung, dem technischen Fortschritt und gesellschaftlichen Veränderungen. So können zum Beispiel Fortschritte bei den Technologien für erneuerbare Energien oder in der medizinischen Forschung vorhersehbare Entwicklungen sein, die die Zukunft gestalten, indem sie aktuelle Herausforderungen angehen und unsere Lebensqualität verbessern.

Während unvorhersehbare Ereignisse naturgemäß unsicher sind, bieten vorhersehbare Entwicklungen eine Grundlage für Planung und Entscheidungsfindung. Sie ermöglichen es Einzelpersonen, Organisationen und Regierungen, sich auf die Zukunft vorzubereiten und sich an sie anzupassen, indem sie Strategien, Richtlinien und Innovationen entwickeln, die mit den prognostizierten Trends übereinstimmen. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass auch vorhersehbare Entwicklungen bestimmten Einschränkungen und Unsicherheiten unterliegen.

Das Zusammenspiel zwischen unvorhersehbaren Ereignissen und vorhersehbaren Entwicklungen ist dynamisch und verflochten. Unvorhersehbare Ereignisse können vorhersehbare Entwicklungen stören oder umlenken, was zu Paradigmenwechseln führt oder neue Möglichkeiten eröffnet. Umgekehrt können vorhersehbare Entwicklungen die Auswirkungen von unvorhersehbaren Ereignissen abmildern oder Lösungen für neue Herausforderungen bieten.

Viel ist in der letzten Zeit über die großen Schwierigkeiten von Organisationen diskutiert worden, sich in der so genannten „VUCA“-Welt noch zurechtzufinden, sich also mit den Herausforderungen einer zunehmend dynamischen („Volatility“), unsicheren („Uncertainty“), komplexen („Complexity“) und oft mehrdeutigen („Ambiguity“) Zukunft zu beschäftigen. Hierzu ist ein Gleichgewicht zwischen Anpassungsfähigkeit und Vorbereitung erforderlich. Um mit unvorhersehbaren Ereignissen umgehen zu können, ist es wichtig, Ungewissheit zu akzeptieren und Resilienz aufzubauen. Gleichzeitig ermöglicht es uns die Nutzung vorhersehbarer Entwicklungen, die Zukunft proaktiv zu gestalten.

Wissenschaftliche Forschung, Szenarioplanung und Risikobewertungen sind wichtige Instrumente, um sowohl vorhersehbare als auch unvorhersehbare Aspekte der Zukunft zu verstehen und sich darauf vorzubereiten. Durch die kontinuierliche Beobachtung von Trends, die Analyse von Daten und die interdisziplinäre Zusammenarbeit können wir unser Verständnis potenzieller zukünftiger Entwicklungen verbessern und fundierte Entscheidungen treffen, um unseren Weg in eine möglichst wünschenswerte Zukunft zu lenken.

1.3 Technische und technologische Trends – eine gängiges Aktionsfeld für Ingenieure

Technische und technologische Trends sind seit jeher ein natürliches Aktionsfeld für Ingenieure und bieten einen fruchtbaren Boden für Erforschung, Innovation und Problemlösung. Ingenieure nutzen diese Trends gerne, um neue Lösungen zu entwickeln, bestehende Systeme zu optimieren und den Fortschritt in verschiedenen Bereichen voranzutreiben. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie Ingenieure technische und technologische Trends genutzt haben, um bedeutende Fortschritte zu erzielen.

Ein Beispiel dafür ist der Bereich der Computer-Hardware und -Softwaretechnik. Der Trend des Mooreschen Gesetzes, wonach sich die Anzahl der Transistoren auf einem Mikrochip etwa alle zwei Jahre verdoppelt, hat die Ingenieure dazu angespornt, die Grenzen des Chipdesigns über einen längeren Zeitraum kontinuierlich zu erweitern. Dieser Trend hat die Entwicklung leistungsfähigerer Computer, mobiler Geräte und unzähliger technologischer Innovationen ermöglicht.

Der Aufstieg der erneuerbaren Energien ist ein weiterer Bereich, in dem sich Ingenieure technische Trends zunutze gemacht haben. Angesichts der wachsenden Besorgnis über den Klimawandel haben Ingenieure die Fortschritte bei Sonnenkollektoren, Windturbinen und Energiespeichertechnologien genutzt, um den Übergang zu nachhaltigen Energiequellen voranzutreiben. Sie haben ihr Fachwissen eingesetzt, um die Effizienz, Zuverlässigkeit und Kosteneffizienz von Systemen für erneuerbare Energien zu verbessern, und so zur weltweiten Umstellung auf saubere Energie beigetragen.

Darüber hinaus hat das Aufkommen des Internets der Dinge (IoT) den Ingenieuren ein Aktionsfeld für die Vernetzung physischer Geräte und die Entwicklung intelligenter Systeme eröffnet. Ingenieure haben von diesem Trend profitiert, indem sie unter anderem intelligente Häuser, industrielle Automatisierungssysteme und innovative Geräte für das Gesundheitswesen entwickelt haben. Durch ihr technisches Fachwissen haben Ingenieure das Konzept der vernetzten Geräte in greifbare Lösungen verwandelt, die den Komfort, die Effizienz und die Sicherheit verbessern.

1.4 Das Gesamtbild: Eine ganzheitliche Sicht

Ingenieure müssen relevante Trends heute aber über den technischen und technologischen Bereich hinaus kennen und verstehen.

Zwar sind technische und technologische Trends für Ingenieure zweifellos wichtig, doch ist es ebenso wichtig, dass sie über Kenntnisse und Verständnis für relevante Trends jenseits ihres Fachgebiets verfügen. Ingenieure, die ein breiteres Bewusstsein für gesellschaftliche, wirtschaftliche, ökologische und kulturelle Trends besitzen, sind besser in der Lage, wirkungsvolle und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Einige der Gründe, warum Ingenieure über Trends jenseits des technischen Bereichs Bescheid wissen sollten, sind im Folgenden aufgeführt:

  • Trends werden erst durch das Verständnis des Umfelds sinnvoll bewertbar. Ingenieurprojekte existieren nicht isoliert, sondern werden von verschiedenen externen Faktoren beeinflusst. Das Wissen um Trends in Bereichen wie Politik, Wirtschaft und soziale Dynamik gibt Ingenieuren einen breiteren Kontext für ihre Arbeit. Es hilft ihnen, die zugrundeliegenden Triebkräfte, Zwänge und Auswirkungen ihrer Projekte zu verstehen, was eine fundiertere Entscheidungsfindung ermöglicht. Eine fundierte Kenntnis der relevanten Stakeholder-Gruppen von Projekten und ihrer unterschiedlichen Erwartungen ist hier ebenfalls zu nennen.
  • Benutzerzentriertes Design wird immer mehr zu einer Grundanforderung. Im Ingenieurwesen geht es letztlich darum, Lösungen zu schaffen, die den Bedürfnissen der menschlichen Nutzer und der Gesellschaft im Allgemeinen entsprechen. Indem sie über soziale und kulturelle Trends informiert bleiben, können Ingenieure die sich entwickelnden Erwartungen, Werte und Verhaltensweisen der Nutzer besser verstehen. Dieses Wissen ermöglicht es ihnen, Produkte, Systeme und Dienstleistungen zu entwerfen, die nicht nur technisch leistungsfähig sind, sondern auch bei den vorgesehenen Nutzern Anklang finden, was zu einer höheren Nutzerzufriedenheit und Akzeptanzrate führt.
  • Nachhaltige Entwicklung ist ein Thema, an dem bereits heute nichts und niemand mehr vorbeikommt. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit von größter Bedeutung ist, spielen Ingenieure eine wichtige Rolle bei der Entwicklung umweltfreundlicher und sozial verantwortlicher Lösungen. Das Verständnis von Trends in Bereichen wie erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Praktiken ermöglicht es Ingenieuren, diese Grundsätze in ihre Entwürfe zu integrieren. Sie können dazu beitragen, die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern, den Ressourcenverbrauch zu optimieren und die langfristige Nachhaltigkeit zu fördern.
  • Ethische Erwägungen werden im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit ebenfalls immer wichtiger. Der technologische und technische Fortschritt wirft ethische Fragen und Herausforderungen auf. Ingenieure müssen sich der ethischen und moralischen Trends bewusst sein, um sicherzustellen, dass ihre Arbeit mit den gesellschaftlichen Werten übereinstimmt und verantwortungsvolle Innovationen fördert. Die Kenntnis ethischer Rahmenbedingungen, neuer Debatten und rechtlicher Entwicklungen hilft Ingenieuren bei der Bewältigung komplexer ethischer Dilemmata, die bei ihrer Arbeit auftreten können.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit wird in immer mehr Projekten und Organisationen zur Regel. Im Ingenieurwesen wird häufig in multidisziplinären Teams gearbeitet, in denen die Zusammenarbeit und die Integration unterschiedlicher Fachkenntnisse entscheidend sind. Durch das Verständnis von Trends, die über ihr Fachgebiet hinausgehen, können Ingenieure effektiv mit Fachleuten mit unterschiedlichem Hintergrund kommunizieren und zusammenarbeiten. Dies erleichtert einen ganzheitlichen Ansatz zur Problemlösung und fördert innovative Lösungen, die komplexe Herausforderungen angehen.

Die Berücksichtigung von Trends in nahen und fernen Geschäftsbereichen ist für eine fundierte Entscheidungsfindung unerlässlich. Nahe Trends wirken sich auf unmittelbare Strategien aus und gewährleisten die Anpassungsfähigkeit an aktuelle Marktanforderungen. Entfernte Trends bieten eine Vorausschau und ermöglichen die Vorbereitung auf zukünftige Veränderungen. Wer einen der beiden Bereiche ignoriert, riskiert verpasste Chancen oder unvorhergesehene Herausforderungen. Eine ganzheitliche Trendanalyse versetzt Unternehmen in die Lage, ihre Abläufe zu optimieren, aufstrebende Märkte zu nutzen und sich gegen Störungen zu wappnen, um so die Widerstandsfähigkeit und das nachhaltige Wachstum zu fördern. Hier bietet beispielsweise die aktuelle Literatur über Cross-Industry-Innovation interessante Vorschläge, wie man vorgehen kann.

1.5 Trends und Megatrends

Trends und Megatrends beziehen sich auf Verhaltensmuster oder Entwicklungen, die verschiedene Aspekte von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft prägen. Sie geben Aufschluss über die Richtung, in die sich die Dinge bewegen, und können Einzelpersonen und Organisationen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Da beide Begriffe manchmal etwas unpräzise verwendet werden, erläutern wir kurz die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Konzepten anhand der gebräuchlichsten Definitionen.

Ähnlichkeiten zwischen Trends und Megatrends bestehen hinsichtlich Zeitbezug, Auswirkungen und der Beobachtung. Sowohl Trends als auch Megatrends konzentrieren sich auf künftige Entwicklungen und nicht auf aktuelle Situationen. Beide haben das Potenzial, Branchen, Märkte und die Gesellschaft als Ganzes erheblich zu beeinflussen. Beide werden aus Beobachtungen von Mustern und Veränderungen in verschiedenen Bereichen abgeleitet.

Hinsichtlich der Unterschiede sind das Ausmaß, die Dauer und der Umfang von Bedeutung. Trends beziehen sich in der Regel auf spezifische Veränderungen oder Muster innerhalb einer bestimmten Branche, eines bestimmten Marktes oder eines bestimmten Verbraucherverhaltens, während Megatrends umfassendere und bedeutendere Veränderungen sind, die sich über mehrere Sektoren erstrecken und langanhaltende Auswirkungen haben. Mit „langanhaltend“ sollen hier insbesondere auch Trends gemeint sein, die über die Beschränklungen typischer politisch-ökonomischer Zeiträume hinaus reichen. Gerade die Grundlagenforschung ist hierfür als Beispiel zu nennen, wo die finalen und konkreten Ergebnisse, im Positiven wie im Negativen, zu Projektbeginn sowie in frühen Projektphasen noch gar nicht vollumfänglich abgeschätzt werden können.

Trends können relativ schnell kommen und gehen, wohingegen Megatrends durch ihre Langlebigkeit und ihre anhaltenden Auswirkungen über längere Zeiträume, oft über Jahre oder Jahrzehnte hinweg, gekennzeichnet sind. Megatrends decken dabei in der Regel ein breites Spektrum von Bereichen ab, einschließlich technologischer Fortschritte, demografischer Veränderungen, Umweltbelange und gesellschaftlicher Veränderungen. Im Gegensatz dazu sind Trends oft enger auf bestimmte Branchen oder Verbraucherpräferenzen ausgerichtet.

Während Trends also Einblicke in kurzfristige Veränderungen in bestimmten Bereichen bieten, umfassen Megatrends breitere, langfristige Veränderungen, die mehrere Aspekte der Gesellschaft und der Wirtschaft beeinflussen. Beide zu verstehen, kann für Einzelpersonen und Organisationen bei der Planung der Zukunft und der Anpassung an veränderte Umstände von Nutzen sein.

1.6 Trends und Entwicklungsmuster der TRIZ

Im Kontext der TRIZ (Theorie der erfinderischen Problemlösung) sind allgemeine technische Trends und Evolutionsmuster zwar unterschiedliche, aber doch miteinander verbundene Konzepte. Allgemeine technische Trends beziehen sich auf die übergreifenden Richtungen, in die sich die Technologie entwickelt und die von gesellschaftlichen Bedürfnissen, der Umwelt und wissenschaftlichen Entwicklungen bestimmt werden. Diese Trends zeigen die Entwicklung ganzer Systeme und Industrien auf. Evolutionsmuster in der TRIZ sind spezifische Sequenzen von technologischen Veränderungen, die innerhalb einzelner Komponenten oder Elemente eines Systems beobachtet werden. Sie stellen die wiederkehrenden Pfade dar, die Innovationen einschlagen, um die Leistung zu verbessern oder Herausforderungen zu bewältigen. Beide Konzepte haben die Gemeinsamkeit der iterativen Verbesserung und Anpassung mit dem Ziel, die Funktionalität zu verbessern. Während Trends die breitere Landschaft beeinflussen, bieten Evolutionsmuster Einblicke in Problemlösungsstrategien auf einer spezifischen Mini- oder Mikroebene. Das Verständnis dieser Konzepte hilft dabei, technologische Fortschritte zu antizipieren und effektiv zu steuern.

1.7    Trends vs. Fake News: Erkennen und Bewerten

Die Bestätigung der Stichhaltigkeit eines Trends erfordert eine sorgfältige Bewertung und Analyse zuverlässiger Informationen. Die Unterscheidung eines legitimen Trends von Fake News beginnt in der Regel bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit der Quelle. Es erfolgt eine Überprüfung von der Glaubwürdigkeit und dem Ruf der Quelle, die den Trend präsentiert. Zu den seriöseren Quellen gehören etablierte Medien, glaubwürdige Forschungseinrichtungen und Branchenexperten. Zur Glaubwürdigkeit gehört auch die Erfolgsbilanz der Quelle oder der Personen, die den Trend präsentieren. Haben sie sich in der Vergangenheit als genau und zuverlässig erwiesen? Reputation und Fachwissen sind entscheidende Indikatoren für die Vertrauenswürdigkeit.

Echte Trends sollten durch mehrere als zuverlässig eingestufte Quellen abgesichert und bestätigt sein. Die Konsistenz zwischen seriösen Quellen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Trend gültig ist. Zum Aufbau unterstützender Beweise kommt die Recherche von Belegen wie Daten, Forschungsstudien oder Expertenmeinungen in Betracht, die den Trend untermauern. Die Qualität und Zuverlässigkeit der vorgelegten Belege sind ebenfalls zu analysieren.

Ohne kritisches Denken geht es nicht. Hierbei stehen die Logik und die Argumentation hinter dem Trend auf dem Prüfstand. Man sucht nach möglichen Voreingenommenheiten, offenen oder verborgenen Partikularinteressen oder Interessenkonflikten, die die präsentierten Informationen beeinflussen könnten.

Durch die kritische Prüfung der Glaubwürdigkeit von Quellen, die Bestätigung von Informationen, die Bewertung von Belegen und die Berücksichtigung der Erfolgsbilanz der Quellen kann man einen soliden Trend von Fake News oder Fehlinformationen unterscheiden. Außerdem ist hier stets zu berücksichtigen, dass der Mensch in der Regel Informationen, die mit seinen eigenen Gedanken übereinstimmen, besser akzeptiert als Informationen, die den eigenen Gedanken widersprechen. Hier ist also eine bewusste Bewertung von Fakten eine Voraussetzung, um Fake News von echten Trends zu unterscheiden.

Kapitel 2 – Arbeiten mit Trends

In diesem Kapitel wird erörtert, wie Ingenieure in der Praxis mit den Trends arbeiten können, die sich als fundiert und einflussreich erwiesen haben. Eines der wichtigsten Werkzeuge bei der Trendarbeit ist die Definition größerer, konsistenter Bündel von Einzeltrends, der so genannten Zukunftsszenarien. Wir werden sehen, wie diese Szenarien genutzt werden können, um bestehende Strategien zu hinterfragen und zusätzliche oder alternative Handlungsoptionen abzuleiten. Zum Abschluss des Kapitels wird beschrieben, wie Trendszenarien in Unternehmen operationalisiert werden sollten, einschließlich ihrer kontinuierlichen Beobachtung und Überwachung.

2.1    Interessengruppen, die für das Trendmanagement konsultiert werden müssen

Bei der Durchführung einer Trendanalyse ist die Einbeziehung einer Vielzahl von Interessengruppen von entscheidender Bedeutung, um ein umfassendes und genaues Verständnis der Landschaft zu gewährleisten. Zu den wichtigsten Stakeholdern können die folgenden gehören:

  • Interne Teams: Abteilungen aus dem gesamten Unternehmen, wie z. B. Forschung und Entwicklung, Marketing und Strategie, geben Einblicke in aktuelle Projekte, Fähigkeiten und Bestrebungen.
  • Kunden: Ihr Feedback und ihre sich entwickelnden Bedürfnisse leiten die Analyse und helfen, neue Trends und Vorlieben zu erkennen.
  • Zulieferer und Partner: Einblicke von externen Mitarbeitern geben Aufschluss über die Branchendynamik, aufkommende Technologien und potenzielle Umwälzungen.
  • Mitbewerber: Die Beobachtung von Maßnahmen und Strategien der Wettbewerber hilft beim Benchmarking und bei der Ermittlung von Bereichen, in denen eine Differenzierung möglich ist.
  • Branchen-Experten: Akademiker, Berater und Vordenker bieten eine breitere Perspektive auf technologische Veränderungen und die Entwicklung der Branche.
  • Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger: Vor allem in regulierten Branchen ist es wichtig, die rechtlichen und regulatorischen Entwicklungen zu verstehen.
  • Investoren: Ihre Sichtweise auf die Finanzierung, die Marktstimmung und die Ausrichtung der Branche ist wertvoll für die Beurteilung der finanziellen Tragfähigkeit von Trends.
  • Endanwender: Der direkte Input der Endnutzer liefert wertvolle Einblicke in die Erfahrungen, Probleme und Vorlieben der Nutzer.
  • Vertreter sozialer und ökologischer Belange: Die Berücksichtigung ethischer, ökologischer und sozialer Belange trägt dazu bei, Trends zu erkennen, die mit nachhaltigen Praktiken in Einklang stehen.
  • Medien und Trendprognostiker: Einblicke von Medien, Trendanalysefirmen und Zukunftsforschern bieten externe Sichtweisen auf aufkommende Trends.

Durch die Einbindung dieser verschiedenen Interessengruppen kann ein Unternehmen Entwicklungen ganzheitlich analysieren, Trends ableiten und Strategien entwickeln, die mit der sich entwickelnden Marktdynamik und den Erwartungen der Interessengruppen übereinstimmen.

Eine der wichtigsten Stakeholder-Gruppen sind natürlich immer die (strategischen) Entscheidungsträger, die für die Ableitung der tatsächlichen Konsequenzen aus der Analyse zuständig sind.

2.2 Trend-Einfluss-Analyse

In diesem Abschnitt erörtern wir die Identifizierung und Auswahl relevanter Trends aus der Sicht eines Unternehmens.

Unternehmen sollten zukünftige Trends sorgfältig bewerten, indem sie sie mit ihren Grundwerten, Stärken und langfristigen Zielen in Einklang bringen. Die Priorisierung von Trends, die ihre Branche und Kundenbedürfnisse ergänzen, gewährleistet Relevanz. Eine gründliche Analyse der Marktdynamik, des technologischen Fortschritts und des Verbraucherverhaltens hilft dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen. Durch die Zusammenarbeit mit Experten und die Durchführung von Pilotprojekten kann die Tragfähigkeit und Eignung ausgewählter Trends weiter überprüft werden. Dieser maßgeschneiderte Ansatz ermöglicht es Unternehmen, Trends aufzugreifen, die mit ihrer einzigartigen Identität und ihren Zielen besonders harmonieren.

2.3 Trendeffekt- und Anforderungsanalyse

Die Durchführung einer Analyse der Auswirkungen von Trends und der Anforderungen ist für ein Unternehmen unerlässlich, um fundierte strategische Entscheidungen zu treffen. Dabei werden aufkommende Trends unter die Lupe genommen und ihre potenziellen Auswirkungen auf das Unternehmen bewertet. Durch eine umfassende Untersuchung der Marktveränderungen, des technologischen Fortschritts und des Verbraucherverhaltens erhält das Unternehmen Einblicke in potenzielle Chancen und Bedrohungen.

Es folgt eine Anforderungsanalyse, in der die Ressourcen, Fähigkeiten und Anpassungen ermittelt werden, die erforderlich sind, um aus diesen Trends Nutzen zu ziehen. Dieser Schritt stellt sicher, dass die Ziele, Stärken und Grenzen des Unternehmens berücksichtigt werden. Darüber hinaus hilft er dabei, potenzielle Lücken aufzuzeigen, die für eine erfolgreiche Implementierung geschlossen werden müssen. Durch die Zusammenarbeit mit Branchenexperten und die Durchführung von Pilotprojekten kann die Realisierbarkeit ausgewählter Trends und die Bereitschaft des Unternehmens überprüft werden.

Letztlich versetzt dieser duale Analyseansatz Unternehmen in die Lage, sich proaktiv an die sich verändernde Landschaft anzupassen, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern und gleichzeitig die Risiken zu minimieren, die mit der blinden Übernahme von Trends verbunden sind.

2.4    Arbeiten mit Trends – ein praktisches Beispiel

In der Fahrradindustrie beinhaltet die Durchführung einer Trendanalyse die Untersuchung der sich abzeichnenden Veränderungen und ihrer potenziellen Auswirkungen auf das Geschäft. So ist beispielsweise die wachsende Nachfrage nach Elektrofahrrädern (E-Bikes) ein Trend, den es zu analysieren gilt. Das Unternehmen würde zunächst Daten über die steigende Beliebtheit von E-Bikes sammeln, einschließlich Verkaufszahlen, Verbraucherpräferenzen und regulatorische Entwicklungen. Dann würde es bewerten, wie dieser Trend mit seinen derzeitigen Fähigkeiten und seiner Marktpositionierung zusammenpasst.

Als Nächstes würde das Unternehmen die Anforderungen für den Eintritt in den E-Bike-Markt ermitteln, wie z. B. die Beschaffung spezieller Komponenten, die Anpassung der Fertigungsprozesse und Investitionen in die Batterietechnologie. Durch die Zusammenarbeit mit Branchenexperten kann das Unternehmen die langfristige Tragfähigkeit des Trends und seine Übereinstimmung mit den strategischen Zielen überprüfen.

Neben einer solchen eher reaktiven Befassung mit am Markt beobachteten Trends steht es Unternehmen frei, durch geeignete Maßnahmen auch zur aktiven Ausgestaltung der Zukunft beizutragen, um dadurch selbst Trendsetter zu werden.

Die Durchführung einer solchen Trendanalyse ermöglicht es dem Fahrradhersteller, fundierte Entscheidungen über die Nutzung des E-Bike-Trends zu treffen und möglichst frühzeitig  sicherzustellen, dass er über die erforderlichen Ressourcen und das nötige Fachwissen verfügt, um sich einen Anteil an dem wachsenden Markt zu sichern und gleichzeitig potenzielle Risiken zu minimieren.

2.5    Aggregation von Trends zu Zukunftsszenarien

Einzelne Trends können durch einen Prozess, der als Trendanalyse und Szenarienplanung bekannt ist, zu Zukunftsszenarien zusammengefasst werden. Dies kann in den folgenden Schritten geschehen:

Identifizierung und Analyse einzelner Trends: Am Startpunkt steht die Identifizierung und Analyse der wichtigsten Trends, die für das Thema oder den Bereich von Interesse relevant sind. Dazu gehört die Untersuchung der sozialen, technologischen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Faktoren, die den Trend beeinflussen. Ausgehend von den Anfangsbuchstaben dieser Bereiche bezeichnen einige Autoren dies als die STEEP-Analyse im Trendmanagement. Andere Autoren empfehlen, auch rechtliche Faktoren einzubeziehen, was die STEEP-Analyse gemäß gängiger Akronyme dann zu einer PESTEL-Analyse macht.

Verflechtungen und Abhängigkeiten: Untersuchung von Zusammenhängen und Abhängigkeiten zwischen den ermittelten Trends. Hierbei wird Verständnis aufgebaut, wie diese Trends interagieren und sich gegenseitig beeinflussen. Einige Trends können andere verstärken, während andere im Widerspruch zueinander stehen oder sich gegenseitig behindern können. Es gibt kommerzielle Softwareprogramme, die bei der manchmal recht anspruchsvollen Arbeit der Analyse und Dokumentation von Verbindungen oder Widersprüchen zwischen allen einzelnen Trends helfen, die für den betreffenden Entscheidungsgegenstand, z. B. die technische Strategie eines Unternehmens, als relevant befunden wurden.

Entwicklung von Szenarien: Auf der Grundlage der ermittelten Trends und ihrer Wechselbeziehungen entstehen verschiedene Zukunftsszenarien. Szenarien sind plausible Erzählungen, die beschreiben, wie sich die Zukunft auf der Grundlage verschiedener Kombinationen und Verläufe von Trends entwickeln könnte. Jedes Szenario stellt ein bestimmtes mögliches zukünftiges Ergebnis dar. Am hilfreichsten ist es, wenn diese Szenarien nicht nur im Klartext präsentiert werden, sondern auch durch grafische Darstellungen, wie die „Welten“ dieser Szenarien tatsächlich aussehen könnten, für das (leitende) Publikum verständlicher gemacht werden.

Bewertung der Auswirkungen und der Plausibilität: Die Auswirkungen der einzelnen Szenarien auf verschiedene Aspekte wie Branchen, Märkte, Technologie, Gesellschaft und Umwelt werden bewertet. De Plausibilität und Machbarkeit jedes Szenarios auf der Grundlage des aktuellen Verständnisses der Trends sind zu prüfen.

Entscheidungsfindung und Strategie: So werden die Szenarien zu einer Grundlage für die Entscheidungsfindung und strategische Planung. Die mit jedem Szenario verbundenen Risiken und Chancen sind zu beurteilen, und es sind Strategien zu entwickeln, um sich anzupassen, Risiken zu mindern oder potenzielle Ergebnisse zu nutzen.

Dieser Ansatz hilft Organisationen, nicht nur eine, sondern eine ganze Reihe möglicher Zukünfte zu antizipieren und sich darauf vorzubereiten, was ihre Fähigkeit verbessert, mit Unsicherheiten umzugehen und fundiertere Entscheidungen zu treffen.

2.6    Bewertung der bestehenden Strategien und Entwicklungspläne

Zukunftsszenarien sind wertvolle Instrumente, um bestehende Strategien und Entwicklungspläne zu hinterfragen, indem sie alternative Perspektiven aufzeigen und ihre Belastbarkeit testen. Dies kann durch die nachstehenden Schritte erreicht werden:

Ermittlung von Schwachstellen und blinden Flecken: Zukunftsszenarien helfen, Schwachstellen und blinde Flecken in bestehenden Strategien und Plänen aufzudecken. Durch die Erkundung verschiedener potenzieller Zukunftsszenarien können Organisationen Bereiche identifizieren, in denen ihre derzeitigen Ansätze möglicherweise unzureichend oder ungeeignet sind, um neue Herausforderungen zu bewältigen.

Stresstest der Annahmen: Mit Hilfe von Szenarien können Organisationen ihre zugrunde liegenden Annahmen einem Stresstest unterziehen. Indem sie untersuchen, wie verschiedene Szenarien diese Annahmen entkräften oder in Frage stellen könnten, können sie potenzielle Fehler oder Schwächen in ihren Strategien und Plänen erkennen. Dies führt auch zu einer Widerstandsfähigkeit der gewählten Geschäfts- und Unternehmensstrategie gegenüber unvorhergesehenen oder übersehenen Auswirkungen.

Förderung von Anpassungsfähigkeit und Flexibilität: Zukunftsszenarien fördern die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, indem sie Organisationen dazu ermutigen, eine Reihe möglicher Zukünfte in Betracht zu ziehen. Dies hilft ihnen, flexibler auf sich ändernde Umstände zu reagieren und ihre Strategien und Pläne bei Bedarf anzupassen. Hier sind auch Rückkopplungsschleifen möglich, wenn die Strategien und Pläne selbst Einfluss auf wesentliche externe Umstände nehmen sollen.

Antizipieren von Risiken und Chancen: Szenarien bieten einen Rahmen für die Vorwegnahme sowohl von Risiken als auch von Chancen, die sich in der Zukunft ergeben können. Durch die Betrachtung verschiedener Szenarien können Organisationen potenzielle Risiken erkennen und entsprechende Notfallpläne entwickeln. Sie können auch neue Chancen erkennen, die sich ergeben könnten, und ihre Strategien anpassen, um sie zu nutzen.

Das Risiko des „Lock-in“ bezieht sich auf die Situation, in der ein Unternehmen stark von einer bestimmten Technologie, Strategie oder einem Trend abhängig wird, was es schwierig macht, auf Alternativen umzusteigen, selbst wenn bessere Optionen auftauchen. Dies kann Flexibilität, Innovation und Wettbewerbsvorteile einschränken.

Um das Risiko des „Lock-in“ zu mindern, sollten Unternehmen mit den folgenden Konzepten vertraut sein:

  • Strategie diversifizieren: Man sollte ein Portfolio von Strategien oder Trends aufrecht halten, anstatt sich stark auf eine einzige festzulegen. Dies ermöglicht es, flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
  • Kontinuierliche Überwachung: Die sich entwickelnde Landschaft ist regelmäßig zu bewerten, und Strategien sind bei Bedarf anzupassen. Hierbei ist wichtig, stets über neue Trends und potenzielle Störungen informiert zu bleiben.
  • Modularität: Systeme und Prozesse sind unter Berücksichtigung der Modularität zu entwerfen, um die Anpassung oder Integration neuer Technologien oder Trends zu erleichtern.
  • Interoperabilität: Die Auswahl von Technologien und Lösungen, die mit anderen auf dem Markt befindlichen kompatibel sind, verringert die Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter.
  • Flexibilität in Verträgen: In der Abstimmung mit Lieferanten oder Partnern sollten Verträge ausgehandelt werden, die im Laufe der Zeit Anpassungen und Flexibilität ermöglichen.
  • Investitionen in F&E: Rechtzeitige Bereitstellung von Ressourcen für Forschung und Entwicklung bereit, damit das Unternehmen bei Bedarf innovativ sein und umschwenken kann.
  • Szenario-Planung: Entwicklung von Szenarien für mögliche zukünftige Veränderungen und deren Auswirkungen auf das Unternehmen, um eine proaktive Entscheidungsfindung zu ermöglichen.
  • Lernkultur: Förderung einer Kultur des Lernens und der Anpassungsfähigkeit ermutigt Mitarbeiter, informiert und offen für Veränderungen zu bleiben.
  • Innovationsmuster (TRIZ-TESE): Nutzung der Innovationsmuster zur Entwicklung innovativer Systemkomponenten oder innovativer Systeme, die auf dem Markt führend sind.

Durch die Umsetzung dieser Strategien kann ein Unternehmen das Risiko, sich auf einen bestimmten Trend oder eine bestimmte Technologie festzulegen, minimieren und so langfristige Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten.

Diese Tätigkeiten entfalten ihren Nutzen aber keineswegs allein für eine Strategieanalyse. Vielmehr sind sie sehr effektive Trigger zur Stimulierung von Innovation und Kreativität. Zukunftsszenarien fördern innovatives Denken und Kreativität. Sie stellen bestehende Glaubenssätze in Frage und eröffnen neue Möglichkeiten. Sie veranlassen Organisationen, alternative Ansätze und Lösungen zu erforschen, die sie zuvor vielleicht nicht in Betracht gezogen haben.

Indem sie Zukunftsszenarien nutzen, um bestehende Strategien und Entwicklungspläne zu hinterfragen, können Organisationen proaktiv Schwachstellen erkennen und beheben, ihre Widerstandsfähigkeit verbessern und eine strategischere und anpassungsfähigere Denkweise fördern. Auf diese Weise können sie Unsicherheiten mit größerer Zuversicht bewältigen und fundierte Entscheidungen treffen, die sich an den potenziellen künftigen Realitäten orientieren.

2.7 Denken in Alternativen

In diesem Kapitel diskutieren wir die Entwicklung von Vorschlägen für zusätzliche oder alternative Handlungsoptionen. Oder anders ausgedrückt: Wir beschreiben bewährte Methoden, wie „Plan B“ in die Schublade kommt. Zukunftsszenarien sind ein wertvolles Instrument zur Entwicklung zusätzlicher oder alternativer Handlungsoptionen, oft auch als „Plan B“ bezeichnet. So können sie in diesem Zusammenhang eingesetzt werden:

Identifizierung von sich abzeichnenden (emergenten) Chancen: Zukunftsszenarien helfen dabei, potenzielle Chancen zu erkennen, die sich in verschiedenen zukünftigen Kontexten ergeben können. Durch die Erkundung verschiedener Szenarien können Organisationen alternative Handlungsoptionen identifizieren, die mit den einzigartigen Merkmalen jedes Szenarios übereinstimmen und neu aufkommende Chancen nutzen.

Abmilderung von Risiken und Herausforderungen: Szenarien helfen auch bei der Identifizierung potenzieller Risiken und Herausforderungen. Organisationen können alternative Handlungsoptionen entwickeln, die sich speziell mit diesen Risiken befassen und die Bereitschaft und Widerstandsfähigkeit angesichts von Unsicherheiten gewährleisten.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Zukunftsszenarien fördern Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, indem sie Organisationen dazu ermutigen, eine Reihe möglicher Zukünfte in Betracht zu ziehen. Diese Denkweise erleichtert die Entwicklung mehrerer Handlungsoptionen, die je nach den sich entwickelnden Umständen verfolgt werden können und eine rasche Anpassung an sich verändernde Umgebungen ermöglichen.

Prüfung der Durchführbarkeit und der Auswirkungen: Verschiedene Handlungsoptionen können anhand der Durchführbarkeit und der potenziellen Auswirkungen der einzelnen Szenarien bewertet werden. Diese Analyse hilft bei der Auswahl der am besten geeigneten alternativen Strategien und Pläne, die mit den Fähigkeiten und Zielen der Organisation übereinstimmen.

Priorisierung der Ressourcenzuweisung: Szenarien helfen bei der Priorisierung der Ressourcenzuweisung, indem sie die möglichen Ergebnisse verschiedener Handlungsoptionen bewerten. Unternehmen können Ressourcen auf der Grundlage der wahrgenommenen Wahrscheinlichkeit und der Auswirkungen der einzelnen Szenarien zuweisen und so eine effektive Nutzung und Risikominderung sicherstellen.

2.8 Die Operationalisierung

Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, wie Trendindikatoren und strategische Entscheidungsmechanismen in Organisationen entwickelt und eingesetzt werden können. Die Entwicklung und der Betrieb eines Trendindikatorensystems ist für Organisationen von entscheidender Bedeutung, um relevante Trends zu überwachen, zu analysieren und in ihre Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Im Folgenden werden die Schritte beschrieben, die notwendig sind, um ein solches System einzurichten und es als Entscheidungsmechanismus zu nutzen:

Identifizierung der wichtigsten Trends: Zunächst sind die wichtigsten Trends zu ermitteln, die für die Branche, den Markt oder die strategischen Ziele des Unternehmens relevant sind. Dazu können technologische Fortschritte, demografische Veränderungen, gesetzliche Änderungen, Verbraucherpräferenzen und vieles mehr gehören.

Definition von Indikatoren: Es sind spezifische Indikatoren zu bestimmen, mit denen sich die ermittelten Trends wirksam verfolgen und messen lassen. Diese Indikatoren sollten messbar und zuverlässig sein und mit den Zielen der Organisation übereinstimmen. Wenn der Trend beispielsweise die zunehmende Digitalisierung ist, könnten die Indikatoren Internetnutzungsraten, Wachstum des elektronischen Handels oder Downloads von mobilen Apps umfassen.

Sammlung von Daten: Daten zu den ausgewählten Indikatoren sind aus zuverlässigen Quellen zu beschaffen. Dies kann interne Daten, Marktforschung, Branchenberichte, staatliche Statistiken oder spezialisierte Datenanbieter umfassen. Es sollte ein Prozess für die regelmäßige Datenerfassung und -aktualisierung festgelegt werden.

Analyse und Interpretation: Die gesammelten Daten sind regelmäßig zu analysieren, um Muster, Korrelationen und Trends zu erkennen. Verwendung von Datenanalysetechniken und -werkzeugen kann helfen, um Einblicke in die Auswirkungen und potenziellen Folgen der Trends auf die Abläufe, Strategien und Ziele der Organisation zu gewinnen.

Entscheidungsmechanismus: Notwendig ist eine Integration des Trendindikatorensystem in die Entscheidungsprozesse des Unternehmens. Die Trendanalyse stellt so die Grundlage für die strategische Planung, Ressourcenzuweisung, Produktentwicklung, Marketingstrategien und andere wichtige Entscheidungen dar. Protokolle für die Überprüfung von Trendindikatoren und deren Integration in Entscheidungsrahmen sind sinnvoll.

Kontinuierliche Überwachung und Anpassung: Ein kontinuierlicher Überwachungsprozess sollte Veränderungen bei den Indikatoren verfolgen und die sich entwickelnden Trends zu bewerten. Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung des Indikatorensystems, um seine Relevanz und Genauigkeit zu gewährleisten. Anpassung der Entscheidungsmechanismen auf der Grundlage der aus der Trendanalyse gewonnenen Erkenntnisse.

Durch die Entwicklung und den Betrieb eines Trendindikatorensystems können Unternehmen proaktiv und reaktionsschnell auf aufkommende Trends reagieren und fundierte Entscheidungen treffen. Es ermöglicht ihnen, Veränderungen vorauszusehen, Chancen und Risiken zu erkennen und ihre Strategien und Abläufe entsprechend anzupassen. Das System dient als wertvoller Entscheidungsmechanismus, indem es datengestützte Erkenntnisse liefert und die Fähigkeit der Organisation verbessert, sich in einer sich schnell verändernden Geschäftslandschaft zurechtzufinden.

Kapitel 3 – Suche nach den richtigen Inhaltsquellen und organisatorischer Unterstützung

Nach der Vorstellung des allgemeinen Themas Trendmanagement und der Methode, wie Trendszenarien genutzt werden können, um die Strategie und den Entwicklungsplan eines Unternehmens zu hinterfragen und zu verbessern, gehen wir einen Schritt weiter ins Detail und erörtern einige konkrete Ressourcen, die Ingenieure für das vorgestellte Ziel nutzen können. Dazu gehören wissenschaftliche und öffentlich geförderte Quellen, Verbände und andere gesellschaftliche Gruppen, private Forschungs- und Beratungsunternehmen, letztere einschließlich unseres eigenen VDI-Unterstützungsangebots.

3.1 Wissenschaftliche und öffentlich fundierte Quellen

Wissenschaftliche und öffentlich finanzierte Quellen spielen eine entscheidende Rolle beim Trendmanagement, da sie zuverlässige und unvoreingenommene Informationen liefern. Einige Gründe für ihre große Bedeutung sind:

Glaubwürdigkeit und Genauigkeit: Keine Quelle kann für sich beanspruchen, stets nur pauschal richtige, glaubwürdige und kritiklos anwendbare Informationen herauszugeben. Wissenschaftliche und öffentlich finanzierte Quellen werden aber immerhin strengen Forschungsmethoden und Peer-Review-Verfahren unterzogen, um die Glaubwürdigkeit und Genauigkeit der von ihnen bereitgestellten Informationen zu gewährleisten. Diese Zuverlässigkeit ist wichtig, um fundierte Entscheidungen zu treffen, die auf soliden Beweisen und nicht auf Spekulationen oder Fehlinformationen beruhen.

Objektivität und Unabhängigkeit: Wissenschaftliche und öffentlich finanzierte Quellen werden eher durch das Streben nach Wissen und öffentlichem Interesse als durch kommerzielle Absichten angetrieben. Sie sind in der Regel unabhängig und frei von Vorurteilen, was sie zu vertrauenswürdigen Quellen für Trendanalysen und Management macht.

Fachwissen und Spezialisierung: An diesen Quellen sind häufig Experten, Forscher und Institutionen beteiligt, die über spezielle Kenntnisse auf ihrem jeweiligen Gebiet verfügen. Dank ihres Fachwissens und ihres tiefgreifenden Verständnisses von Trends können sie wertvolle Einblicke, Interpretationen und Vorhersagen auf der Grundlage solider Daten und Analysen liefern.

Langfristige Perspektive: Wissenschaftliche und öffentlich finanzierte Quellen konzentrieren sich auf langfristige Trends und Entwicklungen und nicht auf kurzfristige Schwankungen. Sie berücksichtigen Faktoren wie technologische Fortschritte, demografische Verschiebungen, Umweltveränderungen und gesellschaftliche Muster und bieten so eine breitere Perspektive für das Trendmanagement.

Zugänglich und transparent: Öffentlich finanzierte Quellen, wie z. B. Regierungsberichte oder akademische Forschungsarbeiten, machen ihre Ergebnisse oft der Öffentlichkeit zugänglich. Diese Transparenz ermöglicht eine Überprüfung, Replikation und einen offenen Dialog und erhöht die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der bereitgestellten Informationen.

Die Trendanalyse und die darauf basierende Entscheidungsfindung sind umso stärker, je mehr sie auf genauen und unvoreingenommenen Informationen beruhen. Hierbei sollte man keiner Information, aus welcher Quelle auch immer, jemals „blind“ vertrauen, d.h. ohne ein Mindestmaß an kritischem Denken und eigener Intelligenz.

3.2 Verbände, Vereine und gesellschaftliche Gruppen

Inhalte von Verbänden, (Fach-) Vereinen und anderen gesellschaftlichen Gruppen können aufgrund ihrer einzigartigen Perspektiven und ihres Fachwissens wertvolle Quellen für das Trendmanagement sein. Beispiele für ihre Nutzung können sein:

Branchenspezifische Einblicke: Verbände oder Vereine, die bestimmte Branchen oder Berufsgruppen vertreten, haben oft ein tiefes Verständnis für die Trends und die Dynamik in ihren jeweiligen Sektoren. Ihre Inhalte können wertvolle Einblicke in aufkommende Trends, Marktverschiebungen, technologische Fortschritte und regulatorische Änderungen bieten, die für die jeweilige Branche relevant sind.

Nischenwissen: Gesellschaftliche Gruppen, Think Tanks und Forschungsorganisationen, die sich auf bestimmte Themen oder Bereiche konzentrieren, können spezielles Wissen und Einblicke bieten. Ihre Inhalte können Trends in Bezug auf soziale, ökologische oder wirtschaftliche Aspekte beleuchten und dabei helfen, neue Muster und Entwicklungen zu erkennen und zu verstehen.

Befürwortung und politische Einflussnahme: Verbände, Vereine und gesellschaftliche Gruppen engagieren sich häufig in Lobbyarbeit und politischen Diskussionen. Ihre Inhalte können Trends und neue Themen aufzeigen, die aus gesellschaftlicher Sicht wichtig sind, politische Entscheidungen beeinflussen und den öffentlichen Diskurs prägen.

Lokale und regionale Trends: Verbände und gesellschaftliche Gruppen, die auf lokaler oder regionaler Ebene tätig sind, können Einblicke in lokalisierte Trends und Entwicklungen geben. Dies kann besonders für Unternehmen oder Organisationen mit regionalem Schwerpunkt nützlich sein, da sie so die einzigartige Dynamik und die Möglichkeiten in bestimmten geografischen Gebieten verstehen können.

Bei der Verwendung von Inhalten von Verbänden, Vereinen und gesellschaftlichen Gruppen ist es wichtig, deren mögliche Voreingenommenheit oder Eigeninteressen zu berücksichtigen. Querverweise und die Überprüfung von Informationen aus mehreren Quellen können dazu beitragen, ein ausgewogenes und umfassendes Verständnis von Trends und ihren Auswirkungen zu gewährleisten.

3.3 Private Forschungs- und Beratungsunternehmen

Bei der Inanspruchnahme privater Forschungs- und Beratungsunternehmen für das Trendmanagement sind einige wichtige Faktoren zu überprüfen:

Fachwissen und Erfolgsbilanz: Das Fachwissen, der Ruf und die Erfolgsbilanz des Forschungs- und Beratungsunternehmens sind zu beurteilen. Es ist auf ein nachgewiesenes Verständnis von Trendanalysen zu achten, und auf möglichst genaue Referenzen hinsichtlich der Bereitstellung genauer und zuverlässiger Erkenntnisse in der Vergangenheit.

Methodik und Datenintegrität: Wie transparent und verständlich ist die Methodik, die das Unternehmen bei seiner Trendforschung anwendet? Die Stärke der Datenerhebungs- und -analyseprozesse erlaubt Rückschlüsse auf die Integrität und Validität der Ergebnisse.

Anpassungsfähigkeit und Relevanz: Hier ist darauf zu achten, ob das Forschungs- und Beratungsunternehmen seine Dienstleistungen auf die interessierende spezifische Branche, den Markt oder die eigenen organisatorischen Anforderungen zuschneiden kann. Es ist sicherzustellen, dass die ermittelten Trends mit eigenen strategischen Zielen übereinstimmen und umsetzbare Erkenntnisse liefern.

Unvoreingenommener Ansatz: Einschätzung, ob sich das Unternehmen zu einer unvoreingenommenen und objektiven Analyse verpflichtet hat. Dies soll Interessenkonflikte oder voreingenommene Perspektiven ausschließen, welche die Ergebnisse verfälschen könnten.

Zusammenarbeit und Kommunikation: Eine effektive Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem Forschungs- und Beratungsunternehmen sind von entscheidender Bedeutung. Dies wird durch eine klare und deutliche Kommunikation der eigenen Bedürfnisse, Erwartungen und gewünschten Ergebnisse erleichtert. Wünschenswert ist der Aufbau einer Partnerschaft, die einen offenen Dialog und regelmäßige Aktualisierungen fördert, um die Relevanz und Aktualität der Trenderkenntnisse zu gewährleisten.

Durch die Konzentration auf Fachwissen, Methodik, Anpassung, Objektivität und Zusammenarbeit können Unternehmen private Forschungs- und Beratungsunternehmen effektiv für das Trendmanagement nutzen. Auf diese Weise erhalten sie wertvolle Einblicke und strategische Anleitungen, um sich in der dynamischen Unternehmenslandschaft zurechtzufinden.

3.4 Prognosemärkte

Mehrere Quellen haben eine fast überraschend hohe Zuverlässigkeit von Vorhersagen bestätigt, die von einer großen Anzahl von Personen gemeinsam getroffen wurden. Dieser Effekt wird manchmal als „Die Weisheit der Menge (Wisdom of the Crowd)“ bezeichnet. Die besten Ergebnisse sind zu erwarten, wenn die Menschen eigenes Geld einsetzen, um nicht auf den von ihnen bevorzugten, sondern auf den erwarteten Ausgang einer bestimmten Frage zu wetten. Ähnlich wie herkömmliche Buchmacher sammeln Börsenplattformen diese Wetten und berechnen gewichtete Vorhersagen über den Ausgang der zugrunde liegenden Fragen. Eine Vorhersage über den Ausgang der nächsten US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2024 auf Polymarket.com zeigt zum Beispiel einen kleinen, aber weitgehend stabilen Vorsprung für die Demokratische Partei (52 % am 14. Dezember 2023) gegenüber den Republikanern (49 %). In der klassischen Buchmacherlogik würden diese Zahlen einem Gewinnfaktor von 1,8 für einen erfolgreichen Tipp auf einen Sieg der Demokraten entsprechen, während der potenzielle Gewinnfaktor für eine erfolgreiche Vorhersage eines GOP-Siegs knapp unter 2 für jeden investierten Dollar betragen würde.

Auch wenn wir nicht empfehlen würden, Entscheidungen nur auf der Grundlage solcher Prognosemärkte zu treffen, können sie eine interessante zusätzliche Perspektive zu den Ergebnissen der traditionellen Trendforschung bieten.

4       Schlussfolgerung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beschäftigung mit Trends und Megatrends für Ingenieure in der heutigen, sich schnell verändernden Welt nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit ist. Sie gibt Ingenieuren die Möglichkeit, zukünftige Suchfelder abzuleiten und neue Innovationspotenziale zu entwickeln.

5       Literaturempfehlungen

Deaton, Ann V.: VUCA Tools for a VUCA World: Developing Leaders and Teams for Sustainable Results. DaVinci Resources (2018)

Duncker, Christian; Schütte, Lisa: Trendbasiertes Innovationsmanagement: Ein Modell für markenbasiertes Produktmanagement. Springer Gabler Essentials (2018)

Fink, Alexander; Siebe, Andreas: Handbuch Zukunftsmanagement: Werkzeuge der strategischen Planung und Früherkennung. Campus Verlag (2011)

Horx, Matthias: Das Buch des Wandels – Wie Menschen Zukunft gestalten. Pantheon Verlag (2011)

Lyobomirskiy, Alex; Litvin, Simon; Ikovenko, Sergei; Thurnes, Christian M.; Adunka, Robert: Trends der Evolution technischer Systeme: Innovationspfade gestalten mit den Trends of Engineering Systems Evolution (TESE). TRIZ Consulting Group (2022)

Mann, Darrell; Zinner, Viktoria: TrenDNA – Deutsche Ausgabe. C4pi – Center for Product Innovation (2010)

Taleb, Nassim Nicholas: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. Albrecht Knaus Verlag (2013)

Taleb, Nassim Nicholas: Das Risiko und sein Preis – Skin in the Game. Penguin (2018)

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